Geteilte Zeit.
Zur Kritik des Rhythmus in den Künsten
Herausgegeben von Patrick Primavesi und Simone Mahrenholz



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Rezensionen






Inhaltsverzeichnis


Zeitstrukturen in der Musik

Dieter Mersch: Maß und Differenz. Zum Verhältnis von
Mélos und Rhythmós im europäischen Musikdenken

Marion Saxer: Die Emanzipation von der metrischen Zeitordnung
– eine Utopie? Zeitkonzeptionen in der Musik nach 1945

Regine Elzenheimer: »... wenn in reicher Stille ...«
Pause, Fermate und Stille im Spätwerk Luigi Nonos

Stadt | Körper | Alltag

Ulf Schmidt: Der Rhythmus der Polis.
Zeitform und Bewegungsform bei Platon

Gabriele Klein: Dancing the Urban. Körper-Rhythmen
und der Sound der postindustriellen Stadt

Jürgen Link: Basso continuo sincopato. Stau und Beschleunigung
im normalistischen »Fun and Thrill«-Band

Saskia Reither: 46 Cuts in 3 Minuten. Rhythmisierte
Typografie im Musikvideo »The Child«

Eckhard Schumacher: Schreibweisen des Alltags.
Rainald Goetz' Zeitmitschriften

Aisthesis und Poetik

Simone Mahrenholz: Rhythmus als Oszillation zwischen
Inkommensurablem. Fragmente zu einer Theorie der Kreativität

Daniel Payot: Der Rhythmus des Kunstwerks:
zwischen Atmen und Beschwörung

Arne Stollberg: »Strom der Empfindung«, vom Maß des Auges begrenzt.
Rhythmus und Form in der Ästhetik Johann Gottfried Herders

Bettine Menke: Rhythmus und Gegenwart.
Fragmente der Poetik um 1800

Patrick Primavesi: Das Reißen der Zeit.
Rhythmus und Zäsur in Hölderlins »Anmerkungen«

Thomas Küpper: In den Rahmen gestürmt. Notizen zum anderen Rhythmus
in Kleists »Die heilige Cäcilie«

Theater | Tanz | Film

Hans-Thies Lehmann: Lehrstück und Möglichkeitsraum

Gerald Siegmund: Schrittmuster. Rhythmus im Modernen Tanz

Bernd Stiegler: Bildfolgen. Der Rhythmus des Sehens
in der Geschichte der Fotografie

Burkhardt Lindner: Der Rhythmus der Montage auf der Treppe von Odessa.
Eisensteins Revolutionskunstwerk »Panzerkreuzer Potemkin«

Sabine Nessel: Der Hüftschwung von Elvis.
Rhythmus als Spur vergangener Ekstase.

Auswahlbibliografie

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Zusammenfassung des Inhalts

»Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung« ist eine interdisziplinär ausgerichtete Schriftenreihe, die übergreifenden ästhetischen Fragestellungen Raum bietet. Sie konzentriert sich auf das Zwischenfeld von Zeittheorie und Ästhetik und sucht den Zusammenhang von konkreten Einzelstudien als Korrektiv zum inflationären Diskurs medieneuphorisch oder -apokalyptisch akzentuierter Globaldiagnosen. Fragen aus Philosophie, Literatur-, Kunst-, Musik-, Medien- und Kommunikationswissenschaft finden hier genauso Berücksichtigung wie Untersuchungen zur Ästhetik von Fotografie, Film, Video und Computergrafik oder zu Theater, Tanz, Architektur und Mode. Die Reihe leistet dadurch einen intermedial und komparatistisch orientierten Forschungsbeitrag zur Genealogie des Medienzeitalters und seiner Ästhetiken. Der 1. Band dieser Schriftenreihe mit dem Titel Geteilte Zeit befaßt sich in diesem Zusammenhang mit der Kritik des Rhythmus in den Künsten.
Rhythmus ist nahezu allgegenwärtig, als Grundstruktur unserer Wahrnehmung wie in der Organisation ökonomischer und gesellschaftlicher Prozesse. Von biologischen Vorgängen über die Einteilung des Tagesablaufs bis hin zur Eigendynamik von Produktion, Konsum und globaler Spekulation - überall ist vom Rhythmus die Rede, zumeist mit der Tendenz, eine regelmäßige Ordnung und auch Steuerung von Bewegungen und Prozessen zu beschreiben. Probleme in der Auffassung des Rhythmus setzen aber gerade da ein, wo besondere Zwecke und Wertungen damit verknüpft werden - wenn etwa Rhythmus als schön und das Fehlen einer eingängigen Rhythmik als Mangel gilt, oder wenn umgekehrt Rhythmisierung als aufdringlich und platt, der Verzicht auf rhythmische Markierungen dagegen als subtil und spannungsvoll eingeschätzt wird. Am Rhythmus zeigt sich, wie Wahrnehmungsgewohnheiten durch die künstlerische Auseinandersetzung mit ihnen überhaupt erst bewußt werden können, im Prozeß ästhetischer Erfahrung.
Zwischen Kontinuität und Störung liegt ein kreatives Potential des Rhythmischen, weniger im Ausgleich als im Oszillieren zwischen den Extremen. In den Künsten selbst vollziehen sich Diskurse, die der traditionellen Fixierung des Rhythmus als Ordnungsprinzip entgegenarbeiten und insofern auch als Kritik des Rhythmus zu verstehen sind. Dabei geht es um zweierlei: um die Entfaltung des subversiven Potentials, das in den verschiedenen Formen der Rhythmisierung liegen kann, zugleich aber um einen Diskurs, der diese Kritik weiterführt und produktiv macht. Zur Verknüpfung von Einzelstudien und übergreifenden Perspektiven ist der Band in vier Kapitel gegliedert: I. Zeitstrukturen in der Musik; II. Stadt | Körper | Alltag; III. Aisthesis (Wahrnehmung) und Poetik; IV. Theater | Tanz | Film. Gemeinsamer Schwerpunkt der Beiträge ist die Auffassung von Rhythmus als einer elementaren kulturwissenschaftlichen Kategorie. So reichen auch die Analysen einzelner Werke oder Phasen künstlerischer Produktion und Reflexion über den Horizont des Ästhetischen hinaus. Sie loten das Spannungsverhältnis zwischen Ästhetik und Zeiterfahrung aus und erweisen seine Relevanz im Kontext der historischen, anthropologischen und soziologischen Faktoren, die zur Veränderung der Rhythmus-Wahrnehmung führen.
 

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Gesetzt wurde dieses Buch aus der »Seria«, die von dem niederländischen Typedesigner Martin Majoor (1960 geboren) Ende der 90er Jahre entworfen und im Jahr 2000 fertiggestellt wurde. Für den Umschlag, die Titelei, die Überschriften, die lebenden Kolumnentitel und die Bildlegenden wurde die serifenlose Version* dieser Schrift verwendet. Die »Seria« ist auf exzellente Lesbarkeit ausgerichtet; auffallend ist vor allem die Kursive, deren Buchstaben nur eine geringe Neigung aufweisen. Gedruckt wurde das Buch auf »Alster«, ein holzfreies, säurefreies und alterungsbeständiges Werkdruckpapier** mit angenehm gelblichweißer Färbung und hohem, griffigem Volumen,*** das von Ernst A. Geese in Hamburg geliefert wurde. »Munken Lynx«, ein ungestrichener, naturweißer Naturkarton**** mit geglätteter Oberfläche, den wir für den Umschlag verwendet haben, wird von der Firma Munkedals AB in Schweden hergestellt.

*      Serifen: Die »Füßchen« unten und oben an den Buchstaben von Antiqua- und Egyptienne-Schriften; Linear-Antiqua und Grotesk-Schriften sind dagegen serifenlos.
**    Werkdruckpapier: Ein hochwertiges, maschinenglattes (so wie es aus der Papiermaschine kommt) oder (wie »Alster«) leicht satiniertes (geglättetes) und wenig geleimtes Druckpapier.
***  Papiervolumen: Das Alster-Werkdruckpapier mit einem Flächengewicht von 90g/qm hat 1,75faches Volumen, das heißt: Das Papier ist – im Vergleich zu einem Standardpapier mit demselben Flächengewicht und 1fachem Volumen – dicker, ohne schwerer zu sein.
**** Gestrichen/ungestrichen: Bei gestrichenen Papieren und Kartons wird die Oberfläche mit natürlichen Pigmenten (wie Kaolin und Kreide) sowie Bindemitteln bestrichen, die zwischen hochglanzpolierten heißen Walzen auf die Papieroberfläche aufgepreßt werden. Die Oberfläche (der »Strich«) kann matt oder glänzend sein (mit Zwischenstufen). Solche Papiere und Kartons eignen sich vor allem für brillante Farbabbildungen. Naturpapiere und -kartons sind dagegen ungestrichen. Sie können aber auch zwischen Walzen mehr oder weniger stark geglättet (satiniert) werden. Oder es werden Ihnen die verschiedensten Oberflächen eingeprägt (zum Beispiel mit Filz oder entsprechend gravierten Walzen).

Im folgenden sehen Sie einige Seiten aus dem Buch, die die oben gegebenen Erläuterungen illustrieren. Um diese PDF-Dateien ansehen zu können, benötigen Sie das Programm »Adobe Acrobat«.

Hintere Umschlagseite mit Buchrücken und vorderer Umschlagseite. Bitte bedenken Sie, daß die Farben, wie Sie sie am Bildschirm sehen, und auf dem gedruckten Buchumschlag mehr oder weniger stark voneinander abweichen können. Das hängt damit zusammen, daß wir für den Druck Sonderfarben verwenden, die mit dem 3-Farb-System eines Monitors (RGB-Modus) nicht adäquat wiedergegeben werden können. Diese Ansicht soll Ihnen nur eine ungefähre Vorstellung des Ganzen vermitteln.
Reihen- und Haupttitel auf einer Doppelseite (Seite 2 und 3)
Drei verschiedene Seiten aus dem Buch
 

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Rezensionen

Testcard. Beiträge zur Popgeschichte, Nr. 15: The medium is the mess, April 2006        Der Vater der Medientheorie, der verstorbene kanadische Literaturtheoretiker Marshall McLuhan, hätte seine Freude gehabt, denn der vorliegende Band ist in einem ungewöhnlich großen Format (…) erschienen, was einen angenehm irritiert und sogleich an einen Kunst-Band denken lässt. Nun, als Kunst kann man die Aufsätze und Essays in Geteilte Zeit zwar nicht bezeichnen, dafür sind sie zu traditionell und streng wissenschaftlich. Das Hauptthema und dessen unterthematische Ausfüllungen aber, deren sie sich annehmen, erscheinen insbesondere für mainstreamige Medien-, Kultur- und Musikwissenschaft(en) in großen Teilen innovativ und spektakulär in ihrer unspektakulären Reihung von Theater und Pop oder Hüftschwung und Hölderlin.        Christoph Jacke

Medienwissenschaft 2/2006        Diesem Band gelingt es durch die Vielzahl und Offenheit seiner unterschiedlichen Themenbereiche, einen diskursiven Bogen von der Antike bis zur Gegenwart übersichtlich strukturiert zu schlagen.        Franziska Heller

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