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               Zusammenfassung des InhaltsAus dem Vorwort des Autors       
Johann Sebastian Bachs »ARIA mit verschiedenen Veränderungen«, bekannt als »Goldberg-Variationen«, gehört zu den faszinierendsten Klavierwerken aus der 
ausgehenden Barockzeit. Entsprechend häufig wird das Werk aufgeführt und eingespielt, ediert und bearbeitet, und nicht zuletzt wissenschaftlich 
kommentiert und diskutiert.
 Mit der hier vorliegenden Publikation soll ein neuer Weg beschritten werden, der am Ende nicht unbedingt zu neuen 
Erkenntnissen über diese exzeptionelle Komposition führen muss, wohl aber zu einer neuen Sicht- und Hörweise im Umgang mit dieser wundervollen Musik. 
Angeboten wird die Visualisierung des Klanggeschehens, die eine spezielle Perspektive auf das liedhafte Thema und auf die Variationen und somit 
ungewohnte Hörerlebnisse ermöglicht.
 
 Ausgangspunkt ist der Notentext, wie Bach ihn für die Cembalistinnen und Cembalisten seiner Zeit aufschrieb und drucken ließ. Was für Notentexte generell 
gilt, trifft auch hier zu: Bachs Notentext ist ein Ausführungstext. Sein alleiniges Ziel war und ist es, Spielern und Spielerinnen eine praktikable Lösung 
für die Ausführung anzubieten, um am Ende das vom Komponisten imaginierte Klangbild erscheinen zu lassen. Der rein praktische Zweck der Notation bringt 
es nun aber mit sich, dass das Notenbild nicht oder nur teilweise beziehungsweise nur manchmal dem Klangbild, das beim Hören der Musik in uns entsteht, 
entspricht. Notenbilder beeinflussen unsere Wahrnehmung der Musik, das lässt sich jederzeit überprüfen. Weichen Klangbild und Notenbild voneinander ab, 
könnte die Wahrnehmung der Musik beeinträchtigt sein. Eine Umschrift, die auf die Darstellung des Erklingenden gerichtet ist, würde dieses Manko beseitigen.
 
 Oberstes Ziel dieses Buchs ist die Visualisierung von Klanggeschehen. Wer beim Hören der Variationen die hier vorgelegten Umschriften vor Augen hat, wird 
immer wieder auf Übereinstimmungen von Klangbild und Notenbild stoßen. Beim Mitlesen des normalen Notentextes würde dagegen das Hören durch Schlüsselwechsel, 
Balkenziehung, spieltechnisch bedingten Austausch zwischen rechter und linker Hand und vielem mehr gestört. Schlüssel, Balken und Notensysteme sind nicht 
hörbar – eine simple Tatsache.
 
 Beim Durchgang durch das Werk wird der Versuch unternommen, jede Variation einzeln zu beschreiben und mittels einer Umschrift einen je besonderen Angelpunkt 
des Hörens herauszuarbeiten, von dem aus der besondere, individuelle Charakter des Satzes erfahren werden kann. Ein kurzer Kommentar zur jeweiligen 
Notendarstellung bereitet die Leserinnen und Leser auf das Hören im Angesicht der Umschriften vor.
 
 
               BibliophilesGedruckt wurde dieses Buch auf »Eos«, einem holzfreien, säurefreien und alterungsbeständigen Werkdruckpapier mit angenehm 
gelblichweißer Färbung und hohem Volumen, das von der Firma Salzer im niederösterreichischen Sankt Pölten hergestellt wird. Werkdruckpapiere sind hochwertige, 
maschinenglatte (so wie sie aus der Papiermaschine kommen) oder (wie »Eos«) leicht satinierte, das heißt geglättete und 
wenig geleimte Druckpapiere. Und ein höheres Volumen bedeutet, dass ein Papier dicker als ein Standardpapier ist. Das Eos-Werkdruckpapier 
mit einem Flächengewicht von 90g/qm weist ein 1,75faches Volumen auf. Es ist fülliger, aber nicht schwerer als ein Standardpapier mit demselben 
Flächengewicht und 1fachem Volumen.
 Für den Umschlag wurde »Gmund Original Vergé« verwendet, ein Büttenkarton mit charakteristischer Rippung und zehnprozentigem Baumwollanteil, der von der 
Büttenpapierfabrik Gmund am Tegernsee mit Hilfe einer Rundsiebmaschine geschöpft wird. Vergé ist die Bezeichnung für ein geripptes Papier, bei dem das Geflecht 
des Schöpfsiebs als helle, dicht nebeneinander liegende Querlinien und in größerem Abstand rechtwinklig dazu verlaufende Längslinien zu erkennen ist. Alle 
Papiere bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren Vergé-Papiere. Ihre rauhe, gerippte Oberfläche bereitete den Druckern immer wieder Schwierigkeiten, vor allem bei kleinen 
Schriftgraden mit sehr dünnen Linien. Deshalb entwickelte der englische Drucker John Baskerville, in Zusammenarbeit mit dem 
Papiermacher James Whatman, ein äußerst feines Schöpfsieb, das nicht geflochten, sondern aus feinen Drähten 
gesponnen wurde, wodurch eine völlig glatte und gleichmäßige Papieroberfläche ohne Rippung erreicht wurde. 
Nun waren Drucke mit klarerem, schärferem und auch schwärzerem Druckbild möglich. (Baskerville experimentierte auch mit neuartigen, auf sein neues Papier 
abgestimmten Druckfarben.) Baskerville nutze das »Velin« genannte Papier erstmals 1757 für den Druck einer Vergil-Ausgabe. In Deutschland wurde das erste Velinpapier 
1797 durch den Papiermacher Ebart in Spechthausen (heute Ortsteil von Eberswalde in Brandenburg) produziert.
 
 Gedruckt, fadengeheftet und als sogenannte Schweizer Broschur gebunden wurde das Buch von der Firma Bookstation in Anzing bei München. Eine Schweizer Broschur zeichnet sich 
dadurch aus, dass der Umschlag nicht mit dem Buchrücken verklebt ist. Die einzelnen fadengehefteten Lagen des Buchblocks werden stattdessen von einem sogenannten (farbigen) 
Fälzelband zusammengehalten, das aus zähem Papier oder Gewebe bestehen kann. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein Viskosegewebe mit der Bezeichnung Duchesse 
der Firma Peyer Graphic im schwäbischen Leonberg. Die Schweizer Broschur besticht durch ihr sehr gutes Aufschlagverhalten, da die Klammerwirkung des am Rücken 
festgeklebten Kartonumschlags entfällt.
 
 Noch ein paar Sätze zur Typografie: Gesetzt wurde das hier vorgestellte Buch aus der »Bembo«, einer Renaissance-Antiqua, die der Drucker Aldus Manutius 1496 für 
den Druck des Traktats De Aetna von Pietro Bembo verwendete. Geschnitten wurde sie von Francesco Griffo aus Bologna. Die Kursive stammt jedoch nicht von Griffo, sondern ist 
dem Musterbuch des Giovanni Tagliente, Venedig 1524, entnommen. Umschlag und Titel wurden aus der »Koch-Antiqua« gesetzt, die von Rudolf Koch 1922 entworfen wurde.
 
 Berühmt wurde Manutius durch den Druck des Werks Hypnerotomachia Poliphili von Francesco 
Colonna (Venedig, Dezember 1499), das als eines der am besten gedruckten Bücher seiner Zeit gilt. Schrift, Bild (Holzschnitte), Schmuck (Initialen) und Typografie sind hier erstmals in 
einem Renaissance-Buch in idealer Weise zu einer harmonischen Einheit verbunden worden. Gesetzt ist dieses Buch aus der sogenannten Poliphilus-Type, die ebenfalls von 
Francesco Griffo entworfen und geschnitten wurde und eine Weiterentwicklung der »Bembo« darstellt. Die Drucke Manutius', die die Schriften Griffos verwenden, 
wurden die ersten Drucke von bleibender Bedeutung in einer Antiqua-Schrift, nachdem zuvor, etwa um 1470, Nicolaus Jenson den Prototyp der Renaissance-Antiqua geschaffen hatte. 
Dieser Schrifttypus stand ästhetisch  aber auch satztechnisch  in starkem Kontrast zu den anderen Schriften jener Zeit: 
den Gotico-Antiqua-, Rotunda- und Textura-Schriften. Im 16. Jahrhundert setzte sich die Renaissance-Antiqua in Frankreich, Italien, Spanien und England rasch durch, 
auch wenn die anderen Schriften  vor allem die raumgreifende, repräsentative Textura (Missalschrift)  noch lange in Gebrauch blieben. (Die folgende 
Abbildung zeigt ein Textura-Alphabet mit lateinischem Vaterunser aus dem Lehrbuch Kaiser Maximilians; in der 
Initiale »P« ist Maximilian mit seinem Lehrer zu sehen.) In Deutschland hingegen wurde die Fraktur zur vorherrschenden Schrift. Diese wurde auf Initiative von Kaiser 
Maximilian, der Bücher sammelte, sich für Schriftkunst interessierte und selber Schriftentwürfe zeichnete, von dem Augsburger Drucker Johann Schönsperger 
entwickelt und erstmals im Gebetbuch Maximilians (Augsburg 1514) gedruckt. Um 1600 hatte sich die Fraktur in Deutschland weitgehend 
durchgesetzt, lediglich theologische und wissenschaftliche Werke sowie Zeitschriften wurden mit Rücksicht auf die Gelehrten anderer europäischer Länder in Antiqua 
gedruckt.
 
 Im Folgenden sehen Sie einige Beispielseiten aus dem Buch als PDF (gesetzt aus der »Bembo«) sowie das 
Titelblatt und den Umschlag mit Buchrücken (gesetzt aus der »Koch-Antiqua«).
 
 Abschließend noch einige weiterführende Literaturangaben zur Typografie: Colonnas Hypnerotomachia Poliphili ist als (verkleinertes) Faksimile mit separatem Kommentarband 
erhältlich (Adelphi Edizioni, Mailand, 2. Auflage 1999; es gibt noch weitere Nachdrucke und Faksimiles dieses berühmten Buches). Das Gebetbuch Kaiser Maximilians mit den 
Randzeichnungen von Albrecht Dürer und Lucas Cranach d. Ä. gibt es als prächtiges Faksimile im Samteinband mit Goldprägung (Prestel-Verlag, München 1987). Mehr zu 
den bibliophilen Neigungen Kaiser Maximilians enthält der Kommentarband »Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit«, der dem Faksimile des von Maximilian verfaßten 
Epos Die Abenteuer des Ritters Theuerdank (1517) beiliegt (Taschen, Köln 2003). Ein grundlegendes Werk zur Buch- und Schriftgeschichte ist Das Buch vom Buch. 5000 Jahre 
Buchgeschichte von Marion Janzin und Joachim Güntner (Schlütersche, Hannover 1997).
 
 
               RezensionenNeue Zürcher Zeitung vom 15. Juli 2021        Peter Petersen ruft (
) in seiner neuen Einführung in Bachs »Goldberg-Variationen« 
die Kraft des Visuellen zur Hilfe. Seine Einführung in die »Aria mit verschiedenen Veränderungen vors Clavicimbal«, wie dieses Gipfelwerk der Tastenmusik im barocken 
Originaltitel heißt, ist bewusst knapp gehalten, verspricht aber durch die »Visualisierung des Klanggeschehens« nichts Geringeres als eine »Intensivierung des Hörens«.Zu diesem Zweck räumt der Hamburger Musikwissenschafter dem Thema, also der eröffnenden »Aria«, und jeder der nachfolgenden 30 Variationen jeweils eine Doppelseite ein. 
Auf der linken Seite gibt es eine gut lesbare, souverän aufs Wesentliche verdichtete Analyse der jeweiligen Variation. Dabei stellt Petersen nicht nur die 
kompositionstechnischen Kniffe Bachs  also das Handwerk  heraus, er nimmt vielmehr immer auch die Funktion des Teilstücks im Gesamtkontext und dessen 
spezifischen Charakter in den Blick. (
)
 Das Visuelle kommt dann auf der rechten Seite zum Zuge. Es illustriert die skizzierten Hör-Zugänge, entfaltet aber auch per se eine ins Auge springende 
Wirkung. Denn Petersen konzentriert hier den stellenweise atemberaubend komplexen Notentext auf seine zentralen Motive. Manchmal reduziert er eine Variation 
bloß auf ihr rhythmisches Grundgerüst. Oder es geht ihm um das Mit- und Gegeneinander von Bewegungsabläufen. Oder um die von Bach mit höchster Finesse 
über das Werk verteilten Kanons. Oft muss man nicht einmal Noten lesen können, um daraus unmittelbar Gewinn zu ziehen.
 So erfahren wir beispielsweise, wie sich Bach in der »Fughetta-Maschine« der 10. Variation über stümpernde Zeitgenossen lustig machte; welchen älteren 
Meistern er mit Stilzitaten die Ehre erwies; wo er sich kühne Abweichungen erlaubte; und schließlich, was es mit den beiden Gassenhauern (»Kraut und 
Rüben haben mich vertrieben«) in der letzten Variation auf sich hat. Spätestens hier hat man das Bedürfnis, das von der Edition Argus gewohnt bibliophil 
gestaltete Büchlein beiseite (aber in Griffweite) zu legen und sich das Werk selbst mit frisch geschärftem Ohr zu Gemüte zu führen.         Christian Wildhagen
 
 Die Tonkunst 16 (2022), Nr. 1        Petersen bietet einen Durchgang durch das gesamte Werk mit der berühmten Aria und ihren 30 Variationen. 
Jeder Satz wird einzeln beschrieben, mit ergiebigen Hinweisen auf wichtige Literatur. Anschließend wird in einer Umschrift ein jeweils besonderer Aspekt für den hörenden 
Mitvollzug herausgestellt. Dabei wird der Notentext zum Zwecke der Verdeutlichung auf wenige Bestandteile reduziert, um bestimmte Hörperspektiven anzuregen: einerseits 
auf das Herausgezogene besonders zu achten, andererseits auf das zu hören, was nicht in der Umschrift erscheint. Das sorgt beim Hörenden, wie ich erlebt habe, für 
ungeahnte Hörerlebnisse. (
)Petersens Vorhaben einer »Intensivierung des Hörens« mittels »Visualisierung des Klanggeschehens« erreicht, wie ich aus eigenem vergnüglichen hörend-lesenden Umgang 
mit seinen Umschriften bestätigen kann, den Hörer tatsächlich. Petersens kreative und überlegte Umschriften eröffnen viele ungewöhnliche und intensive Höreindrücke, 
und gerade das Mitlesen der in der Umschrift installierten Extrakte provoziert dazu, auch das Andere des Erklingenden, also das, was nicht in der Umschrift steht, 
umso intensiver nachzuvollziehen. Das Buch sei allen empfohlen, die sich die Muße nehmen, Bachs faszinierenden Variationen-Zyklus Satz für Satz hörend-mitlesend 
zu genießen und die Großartigkeit seiner Variationenkunst zu bedenken.         Hartmut Möller
 
 
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