Stillstellen.
Medien – Aufzeichnung – Zeit.
Herausgegeben von Andreas Gelhard, Ulf Schmidt und Tanja Schultz



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Inhaltsverzeichnis


Stillstellen. Einige Vorbemerkungen

Medien

Antonia Birnbaum: Zwischen Früher und Später. Stillstellen der Zeit in Ursula Wevers’ Fotografie

Andreas Becker: Nomadische Bilder. Verweisungszusammenhänge in Alexander Kluges Fernsehmagazinen

Manfred Schneider: Die Ermordung John F. Kennedys. Blow up und Medienwechsel

Sandro Zanetti: Zur Fotografie als Medium der Stillstellung im Film: Blow-Up

Jens Schröter: Die Macht der Stillstellung. Zur technologischen Abtastung und Verfolgung am Beispiel der Fotografie und des Computers

Saskia Reither: »An der Zeit hat alle Kunst ihre Grenze.« Techniken des Stillstellens in der Medienkunst

Katia Glaser: Zeitform und Umständlichkeit. Das Ornamentale im Videoclip

Aufzeichnung

Isa Wortelkamp: Sehen mit dem Stift in der Hand. Stille Stellen der Aufzeichnung

Gabriele Brandstetter: Bild-Sprung. Le Spectre de Nijinsky

Ulrike Hagel: »Stillende Still-Leben« oder: Das Paradox idyllischen Erzählens bei Jean Paul

Susanne Goumegou: Vom Traum zum Text. Die Prozesse des Stillstellens und In-Gang-Setzens in Traumprotokoll und Prosagedicht des Surrealismus

Iakovos Steinhauer: Die Struktur des Stillstands in der Neuen Musik

Regina Lösel: Von der Unmöglichkeit, Textilien stillzustellen

Tanja Schultz: Erotisch-poetisches Stillstellen in Robert Musils Mann ohne Eigenschaften

Marion Thielebein: Gestellte Zeit und die Stille. Anmerkungen zu Hanne Darbovens Schreibzeit

Zeit

Ulf Schmidt: Metaphysischer Stillstand. Die Schrift, die Idee und der Tod bei Platon

Timo Skrandies: Vor der »Zeitmauer« – und darüber hinaus? Zur Konstellation von Nihilismus und Technik bei Ernst Jünger und Martin Heidegger

Susanne Kaul: Gehaltene Gegenwart. Zu Heidegger und Kafka

Andreas Gelhard: Arrêt. Levinas’ frühe Philosophie der Zeit

Thomas Schestag: »Zur ›Lampe‹«. Stillstellen bei Walter Benjamin

Svenja Kriebel: Stille Stellen. Lektüre einer Architektur zwischen Stillstand und Bewegung

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Zusammenfassung des Inhalts

»Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung« ist eine interdisziplinär ausgerichtete Schriftenreihe, die übergreifenden ästhetischen Fragestellungen Raum bietet. Sie konzentriert sich auf das Zwischenfeld von Zeittheorie und Ästhetik und sucht den Zusammenhang von konkreten Einzelstudien als Korrektiv zum inflationären Diskurs medieneuphorisch oder -apokalyptisch akzentuierter Globaldiagnosen. Fragen aus Philosophie, Literatur-, Kunst-, Musik-, Medien- und Kommunikationswissenschaft finden hier genauso Berücksichtigung wie Untersuchungen zur Ästhetik von Fotografie, Film, Video und Computergrafik oder zu Theater, Tanz, Architektur und Mode. Die Reihe leistet dadurch einen intermedial und komparatistisch orientierten Forschungsbeitrag zur Genealogie des Medienzeitalters und seiner Ästhetiken. Der 2. Band dieser Schriftenreihe mit dem Titel Stillstellen. Medien – Aufzeichnung – Zeit befaßt sich in diesem Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Zeit.

Viele Grundprobleme unseres Zeitalters sind Probleme der Strukturierung von Zeit. Unser Alltag ist geprägt durch Prozesse zunehmender Beschleunigung und technischer Zeitverknappung, die in den verschiedensten Gestalten sichtbar werden: von automatisierten Produktionsprozessen über digitale Kommunikationsnetze bis zum Bildschnitt des Videoclips. Die rapide Entwicklung dieser Prozesse verlangt in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens eine Neuordnung bislang bewährter Organisations- und Wahrnehmungsformen. Dabei läßt die Tendenz zu schnelleren Abläufen, höheren Frequenzen und kürzeren Rhythmen die alte Frage nach dem Verhältnis von Bleiben und Vergehen in neuer Schärfe hervortreten. Nicht ohne Grund geht in der Moderne die Entwicklung von Techniken der Beschleunigung mit der Entwicklung von solchen Techniken einher, die der kontrollierten Verlangsamung, der gezielten Unterbrechung und insgesamt der Produktion von Ständigkeit im zeitlichen Sinne dienen.
Was aber ist »Zeit«? Zeit ist ein Schnitt in ein Kontinuum. Erst ab einer Dauer von etwa drei Sekunden können Ereignisse als Wahrnehmungsgestalten zusammengefaßt werden. Die Drei-Sekunden-Segmentierung gilt als neuronales Korrelat von Aufmerksamkeit, übrigens auch bezogen auf die Wahrnehmung von ästhetischen Objekten als ästhetische Objekte (Melodienhören, Bildbetrachtung, Lesen etc.). Ästhetische Wahrnehmung kann hier als Spiegel der Zeiterfahrung in bezug auf die Herstellung von Sinneinheiten, von Rhythmus, von Zeitintervallen dienen. Ohne phrasierendes Stillstellen keine Wahrnehmung von Zeit und Zeiterfahrung. Stillstellen ist die Bedingung der Möglichkeit menschlicher Wahrnehmung.
Und was sind die »Stillstellen«? Es gibt beschauliche Stillstellen mit stillender Wirkung auf ihren Betrachter, Pausenräume, Idyllen, Stilleben, es gibt aber auch Stillstellen des Arrestes und des Todes. Stillstellen sind nicht einfach das Ergebnis der Tätigkeit des Stillstellens, das im Stillstellen selbst nur noch nicht erreicht wäre; sie sind nicht Stillstand, sondern Ereignis. Die ästhetische Darstellung kann hier nur indirekt verfahren, mittels Leerstellen, sprachlicher Ellipsen, Pausenzeichen, Cuts. Es gilt also, das Stillgestellte, Schlafende, Tote, Fixierte, Archivierte zu betrachten, die stillen und stillenden Stellen, Stilleben, Feststellungen, Standbilder, Pausen, den Arrest und den Nihilismus. Es gilt, Medien der Stillstellung, Objekte und Subjekte des Stillstellens, Stadien des Stillstands, Orte der Stille und Visionen des Nichts zu thematisieren. Auf diese Weise kann die schwer faßbare Geste des Stillstellens näher in den Blick genommen werden.
Viele der in diesem Band versammelten Beiträge sind medienwissenschaftlich in einem umfassenden Sinne, sofern sie sich als wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Medium ästhetischer Wahrnehmung verstehen. Es gilt in den Blick zu nehmen, was bei den Versuchen der Aufzeichnung und Speicherung als Verlust entsteht, was sich ihnen entzieht, und nicht zuletzt: wie Aufzeichnung und Speicherung selbst wieder Prozesse und Bewegungen in Gang setzen. Das Ergebnis ist ein interdisziplinärer Sammelband, der sich in drei thematischen Bereichen den unterschiedlichsten Facetten von »Stillstellen« nähert: Der Teil »Medien« präsentiert Beiträge zu Stillstellungen und Stillstellen in Fotografie, Fernsehen, Film, Computertechnik und Medienkunst. Der Bereich »Aufzeichnung« enthält Beiträge zu Stillstellungen und Stillstellen in Literatur, Psychoanalyse, (Theater-)Aufführungsanalyse, Tanztheater, Musik und Mode. Und »Zeit«, der letzte Teil, versammelt vor allem philosophische Annäherungen an das Thema Stillstellen.

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Da bei dieser Schriftenreihe Layout, Papier und die verwendete Schrifttype nicht wechseln, finden Sie die »bibliophilen« Angaben unter Band 1 der Reihe.
 

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Rezensionen

Medienwissenschaft 1/2005        Alle Beiträge widmen sich konzentriert dem Thema. Hier hat niemand einen Aufsatz veröffentlicht, den er gerade auf Festplatte hatte. Ulf Heuner
 

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